Norbert Voll

Instrumental- und Ensemblelehrer
Autor
Hochschullehrer
Bläserdirigent
Solofagottist
 


12 Kanon-Warm-Ups für Bläserklassen

Methodisches Konzept

Das Einspielen zum Unterrichtsbeginn hat für das Klassenmusizieren eine ähnlich große Bedeutung wie das Einsingen der Sänger zu Beginn einer Chorprobe. In der Einspielphase sollten die Bläser für den Klang sensibilisiert werden, damit sie zum richtigen Körper-Klang-Gefühl und zu klangvollen Tönen finden können. Mit passender Einspiel-Literatur, geeigneten Übe-Methoden und geschickten pädagogischen Vorgehensweisen am Unterrichtsbeginn können Sie Ihren Schülern bereits von Anfang an ein gutes Gefühl beim Musizieren vermitteln, und damit Motivation und Spielfreude bis zum Ende des Unterrichts erhalten.

Ich schlage für den Unterrichtseinstieg eine Dauer von insgesamt nicht mehr als zehn Minuten vor. Er gliedert sich in vier Abschnitte: das Einspielen, das Einstimmen, das Stimmen und die Stimmbildung am Lied. Hier nun Erläuterungen zu den einzelnen Schritten.

1. Beim Einspielen spielen die Schüler zunächst eine Zeit lang einstimmig, zum Beispiel die Kanons. Das geschieht ohne vorheriges Stimmen auf einen Ton, ohne Tonleiternspielen oder ähnliches! Die Einstimmigkeit ermöglicht den Schülern, leichter aufeinander zu hören, weil sie hier Gleiches mit Gleichem vergleichen können. Geben Sie in dieser Phase möglichst keine Falsch-Richtig-Anweisungen, sondern lassen Sie die Schüler hier quasi vor sich hin spielen. So finden sie – „ungestört“ – sehr schnell Kontakt zu ihrem Instrument, zu ihren Tönen, zu den Tönen der Mitspieler und zum gemeinsamen Klang. Es ist erstaunlich, wie sehr sich der Klang bereits hierdurch verbessert und freier wird – und die Schüler ein gutes Körper-Klang-Gefühl entwickeln.

2. Ergänzend stimmen Sie die Schüler mit kleinen Lockerungs- und Entspannungsübungen ohne Instrumente auf den Unterricht ein. Die Schüler dürfen sich mal ausschütteln, mal vom höchsten bis zum tiefsten Ton laut seufzen oder sich auch mal gegenseitig den Rücken massieren. Außerdem stimmen Sie die Schüler im Musizieren auf den Unterricht ein. Dabei lenken Sie ihre Aufmerksamkeit darauf, alle Töne schön zu spielen, Phrasen sorgfältig auszuspielen und die Noten freudig-offensiv vorzutragen. 

3.Stimmen Sie erst dann Ihr Ensemble auf einen Stimmton ein. Dazu geben Sie nicht etwa per Stimmgerät oder Klavier einen fixen Ton vor, sondern entwickeln Sie den Ton, auf den gestimmt wird, aus dem Musizieren heraus: Definieren Sie einen Ton in Ihrem Notentext als Stimmton (in der Regel klingend B) und lassen Sie die Schüler – ganz nebenbei – bis dorthin spielen und dann den Ton solange aushalten, bis er „stimmt“.
Da dieser Ton bereits musikalisch eingeführt ist, können die Schüler seine Tonhöhe besser finden und gemeinsam Schwebungen beseitigen, also Stimmungsunterschiede ausgleichen.

4.
Im vierten Abschnitt geht es um die Stimmbildung am Lied mit den Bläsern: Lassen Sie die Schüler kleine Abschnitte der Stücke singen – beispielsweise auf nu oder na – oder summen. Anschließend lassen Sie sie ihre Instrumente nehmen und versuchen, das beim Singen gewonnene Spielgefühl auf das Blasen des Instrumentes zu übertragen. Das ist enorm hilfreich, denn beim Singen machen die Schüler vieles automatisch richtig, was ihnen mit dem Instrument spontan nicht gelingen würde, etwa die Atemführung oder die Phrasierung. Das Singen und Übertragen ermöglicht Ihnen mit allen Instrumenten gleichzeitig am Klang zu arbeiten, ohne dass Sie hierfür über spezielle Kenntnisse auf den jeweiligen Instrumenten verfügen müssen. Ergänzend können Sie mit Stimmbildungsübungen, wie sie in den Chören üblich sind, peu á peu alle für das Spielen der Instrumente erforderlichen sängerische Einstellungen, wie etwa die Haltung, das Atmen, die Spielbewegung und die Artikulation erarbeiten.

Außerdem können sie auf die Arbeit mit anderen Ensembles wie zum Beispiel Jugendblasorchestern übertragen werden.

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