Norbert Voll

Instrumental- und Ensemblelehrer
Autor
Hochschullehrer
Bläserdirigent
Solofagottist
 


12 Kanon-Warm-Ups für Bläserklassen

Erläuterungen

Der Unterricht folgt dem Raster Handeln – Fühlen – Denken. Das heißt: Zuerst wird gespielt, dann zum Spielgefühl gefunden und erst zum Schluss gemeinsam reflektiert. Lassen Sie die Schüler den Kanon also zuerst mit ihren Händen begreifen, mit dem Körper verstehen, seinen musikalischen Geist mit dem Atem finden und erst anschließend gedanklich nachvollziehen. So können Sie ihnen ein beständiges Fundament und ein gutes Gefühl fürs Musizieren vermitteln, das per se Motivation und Lernfreude schafft.

Im Hintergrund der Arbeit mit den Kanon-Warm-Ups steht das Üben im Flow. Das Üben im Flow ist eine ganzheitliche Übemethode, in deren Mittelpunkt körper-konditionierende und klangzentrierte Vorgehensweisen stehen. Ziel der Methode ist es, zum Spielen „im Flow“ zu gelangen.

Eine Tätigkeit im Flow auszuüben bedeutet, dass man in ihr aufgeht und mit ihr eins wird, während sich gleichzeitig ein Gefühl der Anstrengungslosigkeit einstellt. Der „Flow-Effekt“ – erstmals beschrieben vom amerikanischen Psychologen Csikszentmihalyi – ist verbunden mit Konzentration, Leichtigkeit, Spaß und hoher Effektivität beim Lernen. Das Üben im Flow geschieht unter bestimmten Aspekten, die unter dem Thema „Übe-Tipps“ behandelt werden.

Kanons sind in ihrer Struktur überschaubar und dennoch musikalisch gehaltvoll. Die Schüler können daher mit Kanons alle Anforderungen spielerisch und im Musizieren bewältigen, sie erfahren, dass musikalische Ziele leicht erreicht werden können – viele Gründe dafür, dass Kanons perfekte Einspielstücke sind. Die Kanons in diesem Heft entsprechen in ihrem Tonraum den Anforderungen der fünften und sechsten Klassenstufe. Betrachten Sie diese Kanonauswahl lediglich als Übevorschläge, die Sie auch durch technisch einfachere oder anspruchsvollere Kanons ersetzen können. Überdies müssen die Kanons keinesfalls in der im Heft vorgegebenen Reihenfolge erarbeitet werden. Wählen Sie vielmehr die Abfolge ganz nach den Möglichkeiten der jeweiligen Klasse aus. Im Falle der in den Kanons alternativ notierten Oktaven werden die Schüler der Bläserklassen üblicherweise in der tiefen Lage spielen, in den Blasorchestern eventuell die obere Lage. 

Lassen Sie die Schüler die Kanons zuerst immer zunächst einstimmig und – nachdem sich  Fortschritte ergeben haben – mehrstimmig spielen. In der Abfolge von einstimmigem und mehrstimmigem Kanonspielen erleben die Schüler gemeinsam den musikalischen Aufbau als Erfolg. Und unterlegen Sie den Kanons von Anfang an einen (improvisierten) Schlagzeugrhythmus – etwa einen leichten Beat, sodass sich die Schüler in den Rhythmus „hineinlehnen“ können und rasch den gemeinsamen Puls finden.

Die Warm-Ups – links neben den Kanons – sind Stimm- und Körperübungen, die das Spielen auf den Instrumenten vorbereiten helfen. Sie gehen auf chorische Dispositions- und Stimmbildungsübungen zurück; sie können variiert, durch andere passende Übungen ersetzt oder untereinander ausgetauscht werden. Sie sind beliebig mit den verschiedenen Kanons kombinierbar. Aus manch einem Kanon kann mit dem Warm-Ups ein lustiges Bühnenstück werden.

Die Kanon-Warm-Ups können mit allen für das Klassenmusizieren existierenden Konzepten und Materialien kombiniert werden. Sie können den individuellen Unterrichtsverhältnissen entsprechend modifiziert und weiterentwickelt, sowie mit anderen Inhalten und Zielen des Unterrichts sinnvoll verbunden werden.
Außerdem können sie auf die Arbeit mit anderen Ensembles wie zum Beispiel Jugendblasorchestern übertragen werden.

Den Lehrern der Bläserklassen bieten die Kanon-Warm-Ups überdies die Möglichkeit, alle erworbenen Kenntnisse der Chor- und Ensembleleitung gezielt auf die Bedürfnisse des Klassenmusizierens zu übertragen. Die Kanon-Wam-Ups erleichtern außerdem die Beurteilung der musikalischen Fähigkeiten und Entwicklungsmöglichkeiten der Schüler im Unterricht. Ergänzende Literatur zur Vertiefung der Themen Stimmbildung mit Bläserensembles und Üben im Flow finden Sie im Anhang aus Seite 33. 

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